Relaxed in Apnea 2016 – Elba

 

Nachdem die Apnea Planet Action Group in den letzten Jahren schon die verschiedensten Plätze in Kroatien betaucht hat, wurde es Zeit ganz neue Tauchgründe aufzusuchen. Elba als einer der besten Plätze im Mittelmeer war schnell beschlossen. Aber wohin genau? Und vor allem eine Kombination aus geeigneter Tauchbasis, Quartier mit Parkplatz direkt vor der Tür (Freitaucher haben ständig etwas aus und einzuladen) und guter Verpflegung auch noch direkt vor Ort.

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Treffpunkt, Terrasse , Wlanspot, Anlaufstelle, Bibliothek und mehr – ein Teil des Resorts Aquanautic Elba

Was in Kroatien relativ einfach ist, gestaltete sich in Italien um einiges schwieriger. Nach einigem hin und her wurden wir mit Aquanautic Elba unter der Leitung von Björn Heyduk fündig.

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Bei der Anreise geht es zuerst nach Capoliveri und erst dann in die kleine Ortschaft Morcone

Zu erwähnen ist, das OmniSub (Markus Schempp) auch noch in der engeren Wahl war. Beide Tauchbasen sind deutsch geführt, haben ein Herz für Apnoetaucher und bieten entsprechende Ausflüge und Ausbildungen an.

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Björn Heyduk – Chef von Aquanautic Elba in seinem Büro

Bei Aquanautic Elba und dem eingegliederten Tauchresort „Al Pozzo“ hatten wir Björn Brand – 2 verschiedene Björn’s in einer Tauchbasis sind immer für einige Verwechslungen gut – einen AIDA Instructor und langjähriger Freitaucher mit vielen Tips zur Verfügung. Tja und kulinarisch ist die Küche mit Mr. Marco Geri ein besonderes Schmankerl.

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Am Tag bevor die Teilnehmer eintreffen, hat uns Marco etwas ganz besonders gutes gemacht – Branzino im Ofen

Wie immer ist RIA (Relaxed in Apnea) nur ein Kurztrip, normalerweise ein mit einem Feiertag kombiniertes verlängertes Wochenende in der Nebensaison. Anreisen, drei volle Tauchtage und mit tollen Erinnerungen im Gepäck wieder zurück in die Heimat.

Ich war ja schon einige Tage zuvor in Morcone eingetroffen um sicherzustellen das alles gut vorbereitet ist, und diverse Tauchplätze vorab zu besuchen und die jeweilige Situation abzuchecken. Mittwoch trafen dann die Teilnehmer einer nach dem anderem ein. Jeder war schon gespannt was wir am ersten Tauchtag für einen Platz anfahren werden aber dafür mussten wir erst den nächsten Morgen abwarten da viele Tauchplätze vom Wetter abhängig sind.

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Der Felsen Ogliera auf welchen die Elviscot aufgelaufen ist – an diesem Tag war das Meer zu rau um dort zu tauchen

Donnerstag früh natürlich gleich ein erster Blick aufs Meer – kein Wind, glattes Wasser – optimale Bedingungen also. Somit war die Entscheidung für den Tauchplatz auch gleich gefallen. Direkt bei der kleinen Ortschaft Pomonte liegt ca. 100m vom Ufer entfernt das Wrack der Elviscot. In den Tagen vor dem offiziellen Beginn von RIA 2016 hatte ich den Platz schon 2mal angefahren, konnte aber der hohen Wellen wegen nicht ins Wasser.

Heute waren die Bedingungen optimal. Am direkt neben dem Einstieg liegenden Parkplatz konnten wir uns bequem umziehen und dann in Ruhe ins Wasser gehen. Um diese Jahreszeit sind auch die meisten der auf der Insel allgegenwärtigen Parkticketautomaten ausser Betrieb und man muss für das Parken nicht extra bezahlen.

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Großes umziehen und fertig machen am Parkplatz von Pomonte

Die Sicht im Meer rund um Elba ist von Haus aus sehr gut und so hatten wir standardmäßig eine Sichtweite die um die 20m lag. Vom Einstieg muss man ein kleines Stück zum Felsen Ogliera schwimmen auf welchen die Elvis Scott damals aufgelaufen war. Dank der nicht ganz so leichten Strömung an diesem Tag, ein gutes Training für die Kondition.

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Zuerst unerklärlich was für ein Wrackteil hier liegt, stellt sich dann beim Anblick des restlichen Wracks heraus dass es sich um ein großes Stück Bordwand handelt

Als erstes sieht man ein großes Stück Bordwand in ca. 10m Tiefe am sandigen Boden, schwimmt man ein Stück weiter liegt zwischen den Felsen ein buntes Durcheinander von Stahlseilen, Maststücken und Maschinenteilen und noch ein kleines Stück weiter hat man dann den ersten Blick auf den verbliebenen Teil des Schiffswracks. Vor einigen Jahren versuchte man dass Wrack zu bergen. Dabei brach das Schiff auseinander, der Vorderteil wurde geborgen und der hintere Teil verblieb vor Ort – zum Glück, für uns Taucher.

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Ein erster Blick auf das was vom Wrack noch übrig ist – der intensive Zerfall ist deutlich sichtbar

Die Elviscot, auch Pomonte Wrack genannt, war ein 1960 erbautes 65m langes italienisches Frachtschiff mit 499 Tonnen. Auf seiner Fahrt von Neapel  nach Marseille, beladen mit einer Holzfracht, lief das Schiff in der Nacht des 10. Jänner 1972 in Folge eines Sturms auf den Felsen auf. Die komplette Besatzung konnte mit dem Rettungsboot das nahegelegene Ufer erreichen. Durch die geringe Tiefe ist das Wrack besonders stark den Umwelteinflüssen ausgesetzt und zeigt Jahr für Jahr mehr Zerfallserscheinungen.

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Das Wrack wurde von uns natürlich akribisch erkundet – hier kommt Andreas gerade zurück

Das Heck liegt mit starker Schlagseite in 15m Tiefe auf sandigen Grund auf der Steuerbordseite und bietet interessante Einblicke in sein Innenleben. Natürlich wurden von uns alle Bereiche des Wracks ausgiebig erkundet. Da das Wrack sehr bekannt ist und natürlich auch von Presslufttauchern aber auch Schnorchelgruppen besucht wird, war es nicht verwunderlich das eine Schnorchelgruppe auch vorbeischaute. Sie gaben aber kein so gutes Bild ab da sie mit der leichten Strömung doch so ihre Probleme hatten aber ebenso auch mit dem Abtauchen und unten verweilen.

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Das Wrack in seiner ganzen Pracht – ein imposanter Anblick

Wie auch einer der Teilnehmer nachher sarkastisch bemerkte – die haben lustig ausgeschaut, so unter dem Motto ich will, kann aber nicht, da würde sich eine Apnoeausbildung bezahlt machen…
Beim aus dem Wasser gehen, ganz nah am Ufer entdeckt Eva noch einen Oktopus – ein schöner Abschluss dieses Tauchtages.

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Der junge Oktopus der uns neugierig betrachtet und auch selber betrachtet wurde

Wir ziehen uns um und gehen dann in der Ortschaft Pomonte noch gemütlich auf einen Kaffee. Wir sitzen auf der Terrasse und plaudern über das was wir heute erlebt und gesehen haben. Die Lust auf ein Eis lässt mich zur Kühlbox im Inneren des Lokals gehen – was für ein glücklicher Zufall – hängt doch dort an der Wand glatt ein Originalfoto des Schiffsunglücks.

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Fast unglaublich wie weit das Schiff auf den Felsen auffuhr

Wenig später fahren wir zurück zum Quartier. Während die meisten von uns gemütlich auf das Abendessen zuwarten gehen zwei unserer Young guns noch auf ein kleines Taucherl direkt in der Bucht vor Ort – der jugendliche Überschwang und Kraftüberschuss muss einfach raus. Später, als es schon ziemlich dunkel ist und wir schon Marcos herrliche Küche geniessen, kommen sie noch in den Anzügen vorbei um zu checken was es später für sie Gutes zu Essen geben wird…

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Wir sind schon mitten im Abendessen als Alex und Peter vom Zusatztauchgang kommen und irgendwas von auch hungrig murmeln

Wir haben weiterhin Glück mit dem Wetter und so schauen wir am nächsten Tag zu den zwei Gemini Inseln wo sich auch die Gedenkstelle für Jaques Mayol befindet.
Jaques Mayol war einer der Pioniere des Freitauchens und konnte als erster Mensch die 100 Meter Tiefenmarke erreichen. Er lebte nicht nur auf Elba sondern stellte die meisten seiner Rekorde auch dort auf – so auch die 100 Meter. Es gibt auch ein eigenes kleines Museum welches von seinem Freund und Tauchbasenbesitzer „ Il Corsaro“ gehütet wird.

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Ein herrlicher Blick auf die Gemini Inseln und vor allem ruhiges Wasser

Am Parkplatz vor dem Gemini-Inseln angekommen haben wir einen angenehmen Einstieg über den Strand und schwimmen gegen die leichte Strömung zwischen Festland und der landnäheren Insel hindurch um in eine Position vor die Inseln zu gelangen, wo es steiler auf Tiefe geht und die Unterwasserlandschaft interessanter ist. Sehr rasch entdecken wir unter einem Stein eine Muräne – diese hält aber von den gaffenden Touristen nicht viel und macht sich schnell aus dem Staub.

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Manchmal hat man das Gefühl Muränen würden einen quasi anbellen

Wir schwimmen vorne um die erste Insel herum weiter zu zweiten die dann ein herrliches Unterwasserpanorama bietet, ganz anders als in Kroatien gibt es hier viele, fast runde grosse Felsbrocken die dicht nebeneinander liegen. Fast alles ist irgendwie glatt geschliffen und nicht so scharfkantig wie in Kroatien.

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Die Felsbrocken sind fast immer rundlich und glattgeschliffen

Um zur Gedenkstelle zu kommen müssen wir noch ein Stück weiter aufs offene Meer schwimmen. In der Verlängerung der zwei Inseln gibt es noch einen Unterwasserfelsen der kaum über die Oberfläche ragt  – dort soll die Gedenkstätte zu finden sein.

Die Gedenkstätte wurde 2002 installiert. Gespendet wurde sie von Sergio Cechet, einem Blinden der mit Jaques Mayol tauchen war. Einige Fotos finden sich auf dessen Webseite (Primo tributo a Jaques Mayol) Webseite ist leider nicht mehr verfügbar!

Bei dem Unterwasserfelsen angekommen, der übrigens auf ca. 8m eine kleine Höhle die man durchtauchen kann hat, versuchen wir den Gedenkstein zu finden. Angeblich mitten auf einer Stelle am Sandgrund von Seegras eingerahmt. Was wir gleich finden ist eine Gedenktafel für einen anderen Taucher die auf ca. 13 m liegt.

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Ein fröhliches Durcheinander beim suchen und erkunden

Eine gute Viertelstunde suchen alle von uns gemeinsam, aber es ist nichts zu finden. Als ich eigentlich schon zurückschwimmen möchte sehe ich noch etwas vielversprechendes. Ich tauche ab und ca. auf 16 m direkt am Rande des Seegrases finde ich das was von dem Monument übrig ist. Zwei Betonsockel, ein kleinerer höherer mit Inschrift und ein größerer flacherer. Dort waren eine symbolisierte Welle mit Flossen und Maske angeschraubt. Björn, der Besitzer von Aquanautic Elba hatte uns bereits gesagt das Souvenirjäger schon ganze Arbeit geleistet hätten, wobei die Welle noch als letztes übrig war bis das Netz eines Fischerbootes diese quasi auch noch abgeräumt hat.

Nichtsdestotrotz haben wir die Gedankstätte besucht und so Jaques Mayol unsere Ehrerbietung  erwiesen.
Auch dieser Tauchtag war sehr erlebnisreich und spannend und ging dann bei der herrlichen Küche von Marco im Resort zu Ende.

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El Scoglietto – Naturschutzgebiet direkt unter den Augen der Behörden des nahegelegenen Portoferraio

Für den letzten Tauchtag hatten wir uns noch ein Highlight aufgehoben – die Mini-Insel El Scoglietto die aber eigentlich mehr ein großer Felsen mit Leuchtfeuer ist und mitten in einem Naturschutzgebiet liegt. Björn Heyduk ist so nett und fädelt uns alles ein. Sein Kooperationspartner ist die schwimmende Tauchbasis Unica Diving geführt von Werner Nehls. Schwimmend? Diese Tauchbasis ist ein komplett ausgerüstetes Tauchboot namens Unica – eine Motoryacht mit 18m Länge.

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Umziehen auf der schwimmenden Tauchbasis Unica Diving

In der Früh fahren wir mit unseren Autos nach Magazzini, einer kleinen Ortschaft nahe Portoferraio. Hier laden wir unser Equipment auf das kleine Dingi und setzen über zur Unica. Heute wollen wir zwei verschiedene Tauchgänge machen. Zuerst eine Trainingseinheit in Tieftauchen und danach einmal rund um die Insel schwimmen und alles erkunden. Zuerst steht natürlich das Tieftauchen am Programm. Abseits der Küste haben wir noch bessere Sichtweite, die weiße Abschlussplatte können wir auf 30 m Tiefe noch erkennen.

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Tieftauchtraining de luxe – super Sichtweite und gute Bedingungen – hier sichert Alex Eva bei auftauchen

Diese, als Naturschutzgebiet eingerichtete Zone, bietet natürlich ganz besonderen Fischreichtum. So bekommt man ohne Mühe jede Menge Zackis zu sehen und auch die seltenen Meerraben gleiten in großen Schulen durch das Wasser. Kleine Barrakudeschwärme sind auch da, halten aber starken Abstand zu uns Tauchern. Zusätzlich ist die Unterwasserlandschaft  fantastisch und herrlich anzusehen. Ein Tauchplatz den wenn man auf Elba ist unbedingt besuchen sollte.

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Ein Meerrabe – früher häufig anzutreffen, heute schon selten und sehr scheu

Nach einer Runde um die Insel, was gemütlich in ein bis zwei Stunden erledigt ist, fahren wir zurück zum Hafen und machen wir uns auf den Weg zurück zur unserer Tauchbasis. Für 18:00 und zum Abschluss von RIA 2016 steht noch die Besichtigung des Jaques Mayol Museums, welches nur 5 Minuten von Aquanautic Elba entfernt ist, am Programm.

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Großes Staunen beim betreten der Räumlichkeiten und all den unglaublich vielen Erinnerungsstücken

Björn Brand der schon seit Ewigkeiten auf Elba lebt und natürlich viele der Persönlichkeiten auf Elba kennt, macht die Führung und vor allem die Übersetzung italienisch- deutsch.

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Björn erklärt uns viele der Erinnerungsstücke und zeigt auf den berühmten 100 Meter Schlitten

Was wir dann in den kleinen Räumlichkeiten zu sehen bekommen ist natürlich umwerfend. Jede Menge Artefakte, archäologische Funde, Fotos, Poster, Erinnerungsstücke und Tauchschlitten in jeder Variation – natürlich auch der, mit dem die 100 m Marke gebrochen wurde.

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Il Corsaro in Person – Quelle vieler Informationen und Geschichten rund um Jaques Mayol

Ein Plausch mit Il Corsaro oder Alfredo Guglielmi wie der bürgerliche Name lautet, lebenslanger Freund, Bootsführer und jetzt Verwalter des Museums von J.M. bringt unglaubliche Details und Geschichten zu Tage. Nach kurzem gibt es auch eine Runde Hausgebrannten – unglaublich wie sich das nach einem Tauchtag auf nüchternen Magen anfühlt. Aus der geplanten halben Stunde werden locker zwei Stunden.

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Ein Abschlussfoto wo wirklich alle drauf sind – direkt vor dem Eingang der Basis von Il Corsaro – dankenswerterweise fotografiert von Björn Brand

Wir gehen, weil wir gehen müssen. Wir haben für heute, den letztem Abend, in einem kleinem Restaurant in der historischen Altstadt von Capoliveri Plätze reserviert. Dort sitzen wir alle noch einmal gemütlich beisammen und lassen die eindrucksvollen Erlebnisse Revue passieren. Eine kleine Diskussion flammt auf – nächstes Jahr wieder Elba – möglich ist es, wir werden sehen.

Du möchtest auch solche Ausflüge machen und Teil einer Apnoebegeisterten Gruppe (Geräterauchen wo es passt nicht ganz ausgeschlossen) sein? – Dann kontaktiere uns und werde Mitglied der Apnea Planet Action Group.

Hier die Links zu den angesprochenen Tauchbasen auf Elba:

www.aquanautic-elba.de
www.omnisub.com
www.unica-diving.com